Das Treideln

Quelle: Wikipedia
Die Kähne für die Lastfahrt werden bei ihnen aus dem Holz von Akazien gebaut, deren Gestalt am ehesten dem Kreuzdorn in Kyrene ähnelt und deren Harz das Gummi ist. Aus diesen Akazien also hauen sie Schiffshölzer zu, etwa zwei Ellen lang, und fügen sie in Schichten zusammen, wie man Ziegel versetzt, und zwar bringen sie es so in Schiffsform: Sie setzen die zwei Ellen langen Balken auf kräftige lange Pflöcke, die hindurchgehen, und nachdem sie das Schiff auf diese Weise zusammengefügt haben, spannen sie oben Querbalken darüber, Spanten aber verwenden sie garnicht. Innen verstopfen sie die Fugen mit Papyrusbast. Steuer machen sie nur eins, und das wird hinten durch den Mittelbalken geführt. Für den Mast gebrauchen sie Akazienholz, für die Segel Papyrusbast. Diese Kähne können nicht stromaufwärts fahren, es sei denn, es geht ein frischer Wind, sondern werden vom Land aus gezogen, stromab aber geht die Fahrt so vor sich: Es ist ein Floß aus Tamarisken vorhanden, mit einer Schilfmatte zusammengefaßt und ein durchbohrter Stein, etwa zwei Talente schwer. Nun läßt man das Floß, das vorn am Schiff mit einem Tau festgebunden ist, ins Wasser und dahintreiben, und den Stein, auch an einem Tau, hinten. Das Floß wird nun von der Strömung erfaßt und geht rasch dahin und zieht die Baris – das ist nämlich der Name dieser Kähne- , der Stein aber…………..

Eine andere Wandmalerei aus dem Grab von Pharao Thutmosis in Theben, (1481 v. Chr. – 1425 v. Chr). zeigt in der Bildmitte ein Boot, das von 4 schreitenden Personen gezogen wird.
Link zum Bild: alamy stock photo
In der freien Enzyklopädie Wikipedia finden sich auch Beiträge über das Treideln auf dem Leinpfad unter folgenden Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Leinpfad
und
https://de.wikipedia.org/wiki/Treideln
Auch die folgende Webseite zeigt interessante Einzelheiten:
http://www.zeitspurensuche.de/04/trei1.htm
Das folgende habe ich in dem Buch “ Speyer und der Rhein “ von Herrn Prof. Dr. Günther Stein gefunden, aus dem auch die Abbildungen stammen. Die Originale befinden sich im Historischen Museum der Pfalz in Speyer/Rhein:
Treideln
Flußaufwärts wurde seit dem 8. Jahrhundert getreidelt, das heißt, Knechte zogen das Schiff vom Ufer aus an einer langen Leine, die an einem Mast im Vorschiff befestigt war. Treidelpfade und Treideldienst waren überörtlich organisiert. Außerdem wurden die Flußkähne stromaufwärts auch mit langen Stangen gestakt. Gabelförmige Eisenschuhe solcher Stangen sind zahlreich gefunden worden, auch in Speyer.Für die Bergfahrt war die Treidelei durch Menschen- oder Pferdekräfte nötig, wenn wegen zu geringer Takelage oder bei Windstille das Segeln nicht möglich war.
Je nach dem Zustand der einzelnen Stromabschnitte waren sieben bis zehn Mann (oder ein Pferd) für eine Ladung von 10 bis 15 t erforderlich.Treidelei hat es schon in römischer Zeit gegeben, der Begriff wird allerdings erst 1180 in Köln verwendet. Am nördlichen Oberrhein ist ,,Treideln“ erstmals 1385 nachgewiesen, und zwar zu Nieder-Ingelheim.
Oberhalb von Speyer bei Schröck (heute Leopoldshafen/Baden), wo der Rhein seinen Lauf häufig änderte, gab es weder einen künstlichen noch einen natürlichen Leinpfad. Hier treidelte man mit Menschen, die wohl auch durch flaches Wasser in Ufernähe waten mußten. Die Schwierigkeiten des Treidelns in Mittelalter und Neuzeit bezeugten immer wieder Klagen der Schiffer über den schlechten Zustand der Leinpfade, die meist nur aus schmalen Knüppeldämmen bestanden.
Treideln großer Schiffe mit Pferdegespannen bei Bingen. Die Schleppleinen sind oben am Mast befestigt, ein kurzes Seil läuft von der Schleppleine zum Bug des Schiffes, um auch diesen in Schlepprichtung zu bringen. Kupferstich von Matthäus Merian , um 1645

Für das Treideln von etwa 2000 Zentnern Fracht wurden zehn bis zwölf Pferde benötigt, auf manchen Strecken wurden mehr als zweihundert Männer zum Treideln eines Lastschiffes gebraucht.
( Text und Abbildungen mit freundlicher Erlaubnis von Frau Stein, Speyer, zitiert aus dem Buch :” Stadt am Strom – Speyer und der Rhein “ von Prof. Dr. Günther Stein, Speyer. 1. Aufl. Speyer, Zechner, 1989 ISBN 3-89928-892-5. )
Soweit aus dem Buch von Prof. Dr. Stein

Ingelheimer Geschichte


Unsere Kreisstadt Germersheim/Rhein hat den ehemaligen Treidelpfad entlang des Rheins zu einer kleinen Promenade ausgebaut. Auf Info-Tafeln antlang des Weges wird unter anderem auch über das frühere Treideln entlang des Rheins informiert. Hier finden Sie Fotos der Info-Tafel über das Treideln.
Den folgenden Beitrag zu diesem Thema habe ich im Internet gefunden, eingefügt mit freundlicher Genehmigung des Autors , Herrn Hansjörg Groenert
Fachleiter für Biologie am Staatl. Studienseminar für das Lehramt an
Gymnasien in Rheinland-Pfalz ,56076 Koblenz, Hermannstrasse 12:
Unsere Schule steht direkt am Leinpfad, dem ehemaligen Treidelweg längs des Rheinufers. Vor dem Eintritt der Dampfkraft in den Dienst der Schifffahrt wurden die Lastkähne von Pferden, die über diesen Leinpfad geführt wurden, an Seilen (Leinen) flussaufwärts gezogen.
Dort wo die Kirchgasse in Pfaffendorf auf den Rhein führt, sieht man heute noch bei
Niedrigwasser (< 100cm) einen Treidelstein, an dem ein schwimmendes Fass (Tonne) mit einem Ring angekettet war, an dem die Treidler ihre Schiffe befestigten, wenn sie in Pfaffendorf eine Pause einlegten, um in der Kirche mit einem Kerzenopfer für die bisher überstandene Reise zu danken und sich und die Pferde zu stärken.
In Speyer hörte der Leinpfad auf und Menschenkraft trat an die Stelle der tierischen. Flussabwärts wurde gesegelt oder man ließ die Schiffe mit der Strömung treiben. Die Fließgeschwindigkeit des Rheins beträgt vor unserer Schule bei mittlerem Wasserstand etwa 8 km/h .
Soweit der Beitrag von Herrn Groenert
Der Pfälzerwald-Verein Rheinzabern hat als Information zu einer Wanderung auf dem Treidlerpfad in Hördt eine sehr interessante PDF – Datei erstellt.
Mit freundlicher Genehmigung des Vereins habe ich diese hier eingefügt. Es werden viele historische Details beschrieben über den Rhein, das Treideln, die Treidler und den Treidlerweg in unserem Nachbarort Hördt. Erreichbar über folgenden Link:
Treidlerweg-Hoerdt
Zu diesem Thema hier noch die beiden Bilder der “Wolgatreidler “ des Russischen Künstlers Ilja Repin ( 1844 – 1930 ). Die beiden Bilder zeigen das Treideln von Schiffen auf der Wolga, wobei nicht nur im optischen, sondern auch im künstlerischen Ausdruck die Menschen im Vordergrund standen . Sicher waren politisch-sozialkritische Aspekte das Thema, das Ilja Repin hier kunstvoll ins Bild gesetzt hat. Man glaubt förmlich die Anstrengung und die volle Härte dieses Jobs zu spüren, der diesen Menschen auferlegt war.
Verschiedene Besucher dieser Seite haben die Frage aufgeworfen, ob auf diesen Bildern von Ilja Repin die Schiffe vorwärts oder rückwärts getreidelt werden.
Hier die jeweiligen Meinungsbeiträge:
Frau Uta Brauer aus Berlin, hat auf Grund verschiedener Einzelheiten den Eindruck, daß auf den beiden Bildern von Ilja Repin die Schiffe nicht vorwärts, sondern rückwärts getreidelt wurden.
H.B. Rosenberger aus Stuttgart meint zu diesem Thema, daß das Rückwärtstreideln durchaus sinnvoll ist, Zitat:
“ weil das Ruder dann, flussauf gesehen, vorne angeströmt wird. So lässt sich das Schiff gegen die Strömung besser vom Ufer fernhalten, da genügt ein wesentlich geringerer Rudereinschlag, man „bremst“ das Schiff weniger ab, als wenn man „Vorwärts“ treideln würde. “
Ende des Zitats aus seiner e-mail.
Herr Schmidt-Formann aus Hamm an der Lippe hält es für durchaus möglich, daß auf dem Bild von Ilja Repin das Schiff aus praktischen Gründen rückwärts getreidelt wurde.
Er schrieb mir u.a. folgendes zu diesem Thema:
(Zitat): Auf dem ersten Bild des Künstlers Ilja Repin ist zu erkennen, dass der Segelbalken (ich bin kein Segler, sicherlich gibt es hier eine fachlich richtige Bezeichnung) hinter dem Masten liegt, insofern wird dieses Schiff rückwärts gezogen. Ich möchte die Theorie aufstellen, dass diese „Taktik“ im Zusammenhang mit schlechten Wendemöglichkeiten in den sich verjüngenden Oberläufen der Flüsse stehen könnte. So stehen die Schiffe nach dem Beladen im Oberlauf schon in der richtigen Richtung.
(Ende Zitat )
Herr Jan Philipp Gölz aus Hilden ( b. Düsseldorf) schrieb mir zu der Frage, ob die Wolgaschiffe evtl. rückwärts getreidelt wurden u. a. folgendes:
“ Die Schiffe damals waren teilweise sogar von Flussabschnitt zu -abschnitt verschieden. Am Rhein gab es so z.B. auf der Strecke zwischen Köln und Mainz die Schiffsform des “ Oberländers „. Dieses Schiff fuhr zwar vorwärts, hatte aber trotzdem vorne und hinten ein Ruder. Jedoch es ist nur ein Rheinschiff und sieht dem abgebildeten Schiff nicht annähernd ähnlich. Ich denke, daß man lediglich irritiert wird durch die Form und Gestaltung des Bugs. Denn es erinnert an die geschmückten Hecks, die man in Piratenfilmen an den Schiffen sieht. Ich meine, es handelt sich um eine damalige Schiffsform der Wolga, die man eher nicht mit Schiffen von heute vergleichen sollte. Es sieht zwar wie das Heck aus, aber das kommt wohl eher von unserer Vorstellung über moderne Schiffe. Der „Oberländer “ sieht wohl auch eher aus wie ein Holzschuh, als wie ein Schiff.“
Soweit das Zitat aus seiner Mail
Herr Friedhelm Lang ist der Meinung, daß auf den Bildern von Repin die Schiffe vorwärts getreidelt werden. Er schreibt ( Zitat):
:….Wenn Sie sich die Bilder genau anschauen, sehen Sie, dass am Heck eine Person das sogenannte Helmholz (Ruderpinne) bedient. Mit diesem wird das Ruder betätigt. Vorne ist auf beiden Bildern kein Ruder zu erkennen. Also werden die Schiffe mit Bug voraus getreidelt. ( Ende Zitat )
Das Treideln ist nur ein Aspekt dieser Webseite und kann deshalb hier nicht umfassend behandelt werden. Für alle, die sich näher damit beschäftigen möchten, habe ich hier noch einige Links zu weiteren interessanten Seiten gesammelt:
Treidelgalerie 1, Treidelgalerie 2, Treidelgalerie3, Treidelgalerie 4, Treidelgalerie 5,